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Bestattung Kolumne Trauer

„Sollen wir Leon mitnehmen?“

„Sollen wir Leon mitnehmen?“

Kinder und die Beisetzung

Ich weiß gar nicht, wie oft ich diese Frage beim Vorbereitungsgespräch für Beerdigungen gehört habe. Immer wieder fragen Angehörige, ob und ab welchem Alter man Kindern eine Beisetzung zumuten soll. Die ältere Generation erinnert sich noch daran, dass man früher Kinder zu Freunden oder Nachbarn brachte.

Dabei spüren schon ganz Kleine, dass in der Familie etwas anders ist. Sie reagieren mit Anhänglichkeit, Ängstlichkeit oder Rückfall in jüngere Verhaltensformen.

Im Kindergartenalter werden Abschied und Weggehen deutlich erlebt. Einige Kindergärten nehmen das Thema Tod bewusst auf, wenn z.B. ein toter Vogel gefunden wird.

Darum ist es gut, Kindern die Erfahrung von Abschied und Trauer zu gestatten. Sonst bilden sich Phantasien. „Was ist wohl so schlimm an einer Beerdigung, dass ich nicht mit darf?“. Die Bilder im Kopf sind schädlicher als eine gut begleitete Erfahrung.

Eine gute Vorbereitung und Begleitung sind dabei wesentlich. Kinder wollen wissen und ausprobieren. Ich erinnere mich an die schockierten  Kindergarteneltern, als die Kleinen beim Besuch eines Bestatters unbedingt „Probeliegen“ wollten. Kinder sind neugierig, haben noch keine Berührungsängste und stellen manchmal Fragen, die uns unangenehm berühren.

Erwachsene helfen ihnen, wenn sie altersgerecht auf den Ablauf von Trauerfeier und Beisetzung vorbereiten und ihre Fragen ernst nehmen. Dabei kann man auf Bilderbücher, Filme oder Internetseiten zurückgreifen oder Kindergärtnerinnen und Lehrer fragen.

Während der Trauerfeier sollte dem Kind ein vertrauter – aber nicht direkt betroffener – Erwachsener zur Seite stehen. Er sollte sich auf die Bedürfnisse des Kindes einlassen: eventuell mit ihm hinausgehen; Spielsachen, Buch, Kekse und Trinkflasche dabei haben; mit ihm spielen oder es trösten. Damit sind Mutter oder Vater überfordert, wenn sie selbst um einen nahestehenden Menschen trauern. Familien wünschen sich zwar in dieser Situation die tröstliche Nähe. Aber dabei geraten Kinder schnell aus dem Blick und bleiben alleine.

Kinder reagieren impulsiv. Sie weinen und trauern sehr heftig, sind dann auch schnell wieder fröhlich. Das ist nicht pietätlos, sondern entspricht ihrem Alter. Und es kann für uns ein Vorbild sein, wie nahe Weinen und Lachen, Trauer und schöne Erinnerung, Leben und Tod beieinander sind.

Ursula Koch-Traeger
(Vorsitzende NEST e.V.)

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