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Kolumne Trauer

Lebe jetzt

Lebe jetzt

Wenn ich auf dem Flur der Palliativstation im Marien-Hospital warten muss, fällt mein Blick auf ein Bild mit einem sehr bewegenden Text.

„Wenn ich gewusst hätte, dass es das letzte Mal ist …, dann hätte ich…“ Es geht hier nicht um die großen Ereignisse des Lebens, sondern um die kleinen Gesten und Worte.

Mich berührt der Text immer neu, weil ich im Gesprächskreis für trauernde Angehörige schon so oft Bedauern hörte. Da war lange eine besondere Reise geplant, aber immer wieder wurde sie verschoben. Da wollte man sich mehr Zeit gönnen und eine schöne Sitzecke im Garten anlegen. Da sollte endlich Raum für das Hobby sein.

Aber immer war alles andere wichtiger. Man macht es eben später. Und dann gibt es dieses „später“ nicht mehr. Zurück bleibt die Trauer um all das, was nicht mehr gemacht, gesagt und getan wurde. In unserer Gesellschaft leben wir oft so, als hätten wir einen Garantieschein für mindestens 85 gesunde Jahre in der Tasche.

Dabei hören wir bei jeder christlichen Bestattung Worte, die uns an die eigene Endlichkeit erinnern und ermahnen, klug mit unserer Zeit umzugehen. Die Verdrängung der Endlichkeit macht es schwer, Krankheiten oder Gebrechen des Alters anzunehmen. Oft können Angehörige gar nicht hören oder wahrnehmen, dass das Leben nun zu Ende gehen wird. Sie hadern mit dem Schicksal oder mit der Kunst der Ärzte, die das wieder „hinkriegen“ müssten.

Die Ferien bieten für viele die Chance, sich mehr Zeit für sich oder ihre Lieben zu nehmen. Deshalb wünsche ich Ihnen, dass Sie die Sommertage nutzen, um „jetzt“ zu leben. Genießen Sie jeden Moment, ob fern von zu Hause oder in der schönen Eifel.

Ihre Ursula Koch-Träger
(Vorsitzende NEST e.V.)

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