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Kolumne Vorsorge

Vorsorge für ein „Leben bis zuletzt“

Vorsorge für ein „Leben bis zuletzt“

„Schon wieder ist ein guter Freund gestorben!“
Bei einem Spaziergang mit zwei älteren Damen klagt die eine, wie wenig Freunde ihr geblieben sind.
„Ab einem bestimmten Alter sollte man sich um jüngere Freunde kümmern!“, bemerkte ich. Die beiden Damen stutzen.
„Ja“, sage ich, „denn sonst steht man irgendwann ganz alleine da!“

So haben die beiden Damen das noch nie gesehen. Man verlässt sich auf seine Familie, aber die wird auch nicht jünger. Kinder und Enkel ziehen oft weg oder werden auch älter und weniger belastbar. Irgendwann gibt es oft niemanden mehr, der sich um einen kümmert oder den man um Hilfe bitten kann.

Wer immer nur die alten Freundschaften pflegt, riskiert der Letzte zu sein, der irgendwann „das Licht ausmacht“.

Wie kommt das eigentlich? Die meisten Menschen legen doch etwas auf die „Hohe Kante“, um in Notfällen daraus zurück greifen zu können. Wir schließen Versicherungen ab, falls etwas passiert. Viele haben auch eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht, um noch selbst Entscheidungen für ein eventuelles Lebensende zu treffen.

Aber wie sorgen wir vor für die Zeit davor? Wen können wir um Hilfe bitten? Und warum sollte er für mich da sein – wenn er mich nicht kennt?

Wir wollen alle möglichst selbstständig und autonom leben. Helfen vielleicht gerne anderen. Lange Zeit geht das gut. Aber oft verlernen wir dabei, wie man selber um Hilfe bittet.

Dabei sind wir – das klingt nur im ersten Moment paradox – im Alter oder bei Krankheit auf Hilfe angewiesen, um möglichst lange selbstständig leben zu können. Wie sorgen wir also hier vor?

Indem wir uns, wenn wir noch fit genug sind, umschauen, wer unsere Unterstützung benötigen könnte. Da ist eine junge Familie im Umkreis, die eine „Wahl-Oma“ oder einen „Wahl-Opa“ gut brauchen könnte. Manche jungen Eltern würden sich freuen, wenn sie mal einen Nachmittag oder Abend „frei“ haben. Da braucht ein Nachbar, der berufstätig ist, mittags einen „Gassigeher“ für den Hund. Warum nicht einem Flüchtling bei dem Sprachkurs helfen oder eine Wohnung an eine alleinerziehende Mutter vermieten? Man kann sich im einem sozialen Bereich engagieren oder in Vereinen mitarbeiten.

Ein gutes Motiv für solche Dienste sind Mitgefühl und Nächstenliebe. Aber auch Egoismus darf ein Motiv sein: Wir beteiligen uns an Netzwerken und hoffen, dass sie auch uns einmal tragen, wenn es nötig wird.

Bernd Kehren
2. Vorsitzender von NEST e.V.

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