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Kolumne

Warum kann Oma nicht ins Hospiz?

Warum kann Oma nicht ins Hospiz?

Wer seinem Lebensende entgegen geht, kann aus dem Krankenhaus in ein Hospiz verlegt werden. Wenn jemand in einer Pflegeeinrichtung lebt, wird er aber nach der akuten Behandlung dorthin zurück gebracht. Das verstehen besorgte Familienmitglieder manchmal nicht.

Seit der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen (2010) sind Senioren- und Pflegeinrichtungen aufgerufen, für die hospizliche und palliative Versorgung ihrer Bewohner zu sorgen.

Deshalb entwickeln die Einrichtungen Strukturen, um eine bewohnerorientierte Betreuung durchführen zu können. Die palliative Versorgung soll den Menschen ganzheitlich mit seinen physischen, psychischen, spirituellen und sozialen Bedürfnissen sehen. Es geht um eine individuelle Begleitung in einem multiprofessionellen Team. Dies besteht nicht nur aus den Pflegekräften und Mitarbeitern des Hauses. Genauso wichtig sind externe Kräfte wie Ärzte, Therapeuten und Seelsorger.

Für das Team ist es von großer Bedeutung, mit An- und Zugehörigen in engem Austausch zu stehen. Denn niemand kennt die Bewohner so genau wie sie und kann deshalb auf Bedürfnisse aufmerksam machen.

Bei der Versorgung bleiben auch die Sorgen der Nahestehenden im Blick. So können die Pflegekräfte Symptome erklären, die während des Sterbeprozesses auftreten und damit Ängste abbauen. Außerdem müssen Entscheidungen für oder gegen lebensverlängernde Maßnahmen gemeinsam unter Berücksichtigung vom Patientenwillen getroffen werden.

Um eine bewohnerorientierte Betreuung durchführen zu können, sind also gut geschulte interne Kräfte und externe Kooperationspartner nötig. Zur Netzwerkarbeit für ein optimales Behandlungskonzept gehören der Aufbau von Kontakten zu Palliativ- und Hospizdiensten, die Ausbildung eigener Kräfte und die Gewinnung von Ehrenamtlern.

Die neue Sichtweise beinhaltet auch, das Thema „Abschied“ im Haus zu gestalten. So gibt es Erinnerungsbücher, Namenssteine oder einen „Letzte Reise-Koffer“ mit Dingen für das Zimmer des sterbenden bzw. verstorbenen Menschen. Die Betreuung der trauernden Bewohner und Angehörigen wird durch Gespräche, Gedenkgottesdienste oder z.B. Erinnerungsspiralen im Garten wahrgenommen.

Die hospizliche und palliative Versorgung in Einrichtungen zu verankern, ist also eine große und vielschichtige Aufgabe unserer Zeit.

Christine Bötzelen,
Schriftführerin NEST e.V.

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